Respekt, wer’s richtig sagt! Schluss mit Spielchen
Wenn es darum geht, Respekt und Geltung zu erlangen, sind die Spielarten der Menschen mannigfaltig. Vom Kleinmachen der eigenen oder anderen Personen über vermeintlich wohlmeinende Ratschläge bis hin zu pessimistischen Warnungen begegnen uns alle denkbaren Varianten. Schnell ist man unfreiwillig im Spiel des Dramadreiecks (Täter – Opfer – Retter). Nur Reflexion und Klarheit über das eigene Verhalten können vor unliebsamen Spielen schützen.
Spiele der Erwachsenen
Um Aufmerksamkeit und Respekt zu bekommen, spielen viele Erwachsene noch immer Spielchen – oft genau dieselben, die sie bereits als Kinder gespielt haben. Nicht alle äußern klar ihre Wünsche, sondern schwindeln, verschleiern oder stiften Verwirrung. Durch diese Rollenspiele schlüpfen sie je nach Vorliebe in die Rolle des Täters, des Opfers oder des Retters. Alle anderen spielen im Dramadreieck unfreiwillig mit. Lassen wir uns durch die Bezeichnung „Spiel“ also nicht täuschen; denn der Grat der Unterhaltung ist schmal und birgt die Gefahr, Beziehungen zu belasten oder zerstören.
Die häufigsten Spiele
Spiel 1: Mir hilft ja keiner! Eine häufig praktizierte Art, Aufmerksamkeit und Respekt zu erzwingen, ist es, gleich von sich aus die Opferrolle einzunehmen, um andere zu Tätern zu machen. Vorwurfsvolle Aussagen wie „Ich wäre ja längst fertig, wenn ich nicht alles allein machen müsste!“, eine leidende Körpersprache oder ein enttäuschter Tonfall deuten auf dieses Spiel hin.
Spiel 2: Freu dich nicht zu früh! Es ist ein Kommunikationsspiel, das Pessimisten mit Bravour beherrschen: Erzählt man ihnen etwas Positives, wird ihre Miene umgehend skeptisch. „Freu dich nicht zu früh!“ ist eine verhärmte Aussage des Gegenübers, das versucht, sich als Ratgeber Respekt zu verschaffen und mit vermeintlicher Lebenserfahrung auf das Schlechte im Menschen hinzuweisen.
Spiel 3: Ich bin blöd! Wer kennt sie nicht? Menschen, die sich stets klein und dumm darstellen. Ein vermeintlich harmloses Spiel, um sich über das schlechte Gewissen der anderen Geltung zu verschaffen. Typische Sprüche können sein: „Ich bin ja nur ein kleines Rädchen im großen Getriebe“ oder „Wer will schon meine Meinung wissen?“ Der Akteur macht sich zum Opfer und damit die anderen zu Tätern.
Spiel 4: Du bist blöd! Der Typ Scharfrichter sucht stets Fehler und Makel bei den anderen und hält sich nicht zurück, lautstark darauf hinzuweisen. Ziel des Akteurs ist es, andere kleiner, ärmer oder dümmer darzustellen, um selbst größer, reicher oder klüger zu wirken.
Hintergrund aus der Psychologie
Verschiedene Spiele, die wir als Erwachsene spielen, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen, identifizierte der Psychiater Eric Berne. Entgegen der in der Zeit der 1960er-Jahre verbreiteten Praxis, den Patienten einen Seins-Zustand vorzuschreiben, hörte Berne aktiv zu und versuchte, sich ein Bild von der Person zu machen. Seine Analysen zeigen, dass diese Rollenspiele aus der Gewohnheit, aus dem Kindheits-Ich heraus entstanden sind, in der Regel nicht hinterfragt werden und dass sie immer nach dem gleichen Muster ablaufen.
Was können wir tun, um nicht selbst hineinzugeraten?
Wer ein Spiel hinter einem Verhalten vermutet, hat in der Regel zwei Möglichkeiten: die Person konkret ansprechen oder den Kontakt prinzipiell meiden. Hier ist nach Situation und Beziehungsstatus zu entscheiden. Auch Fragen, was der Person wichtig ist und welche Lösung sie vorschlägt, helfen bei der Enthüllung des Spielchens.
Schwieriger ist es, den Blick auf sich selbst zu richten und zu hinterfragen, welche Spiele wir selbst gegenüber unserem Team, unseren Freunden oder der Familie einsetzen und was wir damit erreichen wollen. Es wird Zeit, Klartext zu sprechen, statt Spielchen zu spielen. Nur so entsteht nachhaltiger, positiver Respekt.
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