Weichmacher: So zerstören wir unsere Aussagekraft
Ob Gehaltsgespräch, Projektfreigabe oder persönliches Anliegen: Es gibt Themen, zu denen wir die Zusage einer anderen Person brauchen. Doch oft weicht das Gegenüber aus und trifft keine Entscheidung. Woran liegt das? Etwa drei Viertel aller Präsentationen und Gespräche sind nicht klar formuliert – die andere Person weiß also gar nicht, was wir genau wollen oder fühlt sich nicht konkret angesprochen.
So schön weichgespült!
Mit Weichspüler verbinden die meisten von uns Wohlgefühl und angenehmen Duft. Nicht nur bei der Wäsche sorgt er für Tragekomfort. Wir nutzen Weichspüler bzw. Weichmacher auch gerne in der Sprache, um in unserer Komfortzone zu bleiben und möglichen Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. Leider erreichen wir nur selten klare Ergebnisse, wenn wir zu unpräzise formulieren. Im schlimmsten Fall werden wir gar nicht erst gehört.
Die fünf beliebtesten Weichmacher
Der erste Schritt zu klaren Worten ist es, Weichmacher in der eigenen Sprache zu erkennen. Hier die häufigsten anhand desselben Beispiels:
Passivkonstruktionen: „Da sollte etwas getan werden.“
Ja sicher – aber zur Handlung aufgefordert fühlt sich niemand. Wer passiv formuliert, wird als Person kaum aktiv wahrgenommen und bringt andere nicht ins Tun.
Man-Konstrukte: „Da sollte man etwas tun.“
Natürlich – aber dieser „man“ bin nicht ich. Wir Menschen reagieren gerne ausweichend, wenn wir nicht direkt angesprochen werden. Kein Wunder, wenn nach dieser Aussage nichts passiert.
Füllwörter: „Da sollte man eigentlich etwas tun!“
Ein Füllwort ist laut Duden ein Wort mit geringem Aussagewert. Wird es gestrichen, ändert sich die Aussage nicht. Im deutschen Sprachraum gibt es unzählige Füllwörter wie einfach, eigentlich, quasi, irgendwie, ein bisschen, total, sozusagen.
Leerphrasen: „Am Ende des Tages sollte man etwas tun.“
Die Erweiterung des Füllwortes ist die Leerphrase. Wie das Füllwort schleicht sie sich in den Sprachgebrauch ein und wird vom Redner oft nicht bemerkt. Beliebte Leerphrasen: im Prinzip, sag ich jetzt einmal, im Endeffekt, am Ende des Tages, an sich, an und für sich.
Konjunktiv: „Ich würde meinen, dass man hier etwas tun sollte.“
Der zweite Konjunktiv ist oft ein Streitfall. „Würden Sie bitte zur Seite treten?“ klingt einfach höflicher als „Treten Sie zur Seite!“. Im deutschen, romanischen und angelsächsischen Sprachgebrauch ist der höfliche Umgang vom Konjunktiv geprägt. Wollen wir jedoch ein konkretes Thema oder Problem ansprechen, ist der Konjunktiv nicht zielführend. Statt „Ich hätte dazu ein paar Folien vorbereitet“ klingt „Hier sehen Sie…“ doch viel direkter, oder?
Faustregel: Je wichtiger, desto konkreter
Was ist nun, wenn wir sämtliche Weichmacher streichen? Unsere Sprache wäre zu hart und ein Vortrag würde zu aufgesetzt klingen. Wollen wir jedoch Ziele erreichen und Menschen zum Handeln bewegen, müssen wir konkret werden. Das ist anfangs ungewohnt, weil wir so sozialisiert sind, dass wir nicht gleich mit der Türe ins Haus fallen.
In unserem Beispiel („Da sollte man etwas tun.“) bedeutet das: „Diesen Punkt müssen wir ändern. Mein Vorschlag lautet: …“
Präzises Formulieren und klares Ansprechen ist Training, das sich lohnt: Wir erreichen dadurch Ziele, führen Entscheidungen herbei und werden als starke Persönlichkeit wahrgenommen.
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