Haben Höflichkeit und gute Manieren ausgedient?
Wer kennt es nicht? Das saubere Hinterlassen der Gemeinschaftsküche scheint nicht für alle selbstverständlich zu sein. Das freundliche „Guten Morgen“ wird kaum hörbar erwidert oder bleibt ganz aus. Manche scheinen einen sogar regelrecht zu ignorieren und sich in ihrem Handydisplay zu verlieren. Dabei ist Höflichkeit nicht nur eine Tugend, sondern der Türöffner für ungeahnte Chancen und Kontakte.
Eine Frage der Grundhaltung
Was im ersten Gedanken wie eine langweilige soziale Kompetenz scheint, ist in der Realität der Nährboden für positives Zusammenarbeiten und -leben. Wer zuhause keinen höflichen Umgang pflegt, spürt es schnell an der Grundstimmung. Das Klima ist gereizt und wenig tragfähig für Belastungen. In Unternehmen ist es genauso: Wird Höflichkeit durch Ellbogen-Kultur ersetzt, steigt die Unzufriedenheit im Team. Die gesamte Kommunikation nimmt ab, der informelle Smalltalk mit Kollegen wird durch das Schauen von Kurzvideos auf Tiktok und Instragram ersetzt.
Schade, denn Höflichkeit ist ursprünglich anders gedacht: Sie entwickelte sich im Spätmittelalter als Gegenpol zu Grobheit und Barbarei. Der Hofadel wollte sich zivilisiert zeigen, jedoch eine gewisse Distanz wahren. Deshalb ist die Höflichkeit im Vergleich zur Freundlichkeit etwas distanzierter und geschäftlicher. Respektvolle Distanz, so wird die Natur der Höflichkeit häufig definiert. Das bedeutet, dass es gewisser gesellschaftlicher Normen und Umgangsformen bedarf, um dieser Tugend gerecht zu werden. Der große Vorteil: Wer die entsprechenden Umgangsformen erlernte und beherrschte, konnte sich darüber Zugang zum Hof erarbeiten.
Gute Manieren als Türöffner für ungeahnte Chancen
So ist es auch heute noch. Wer gute Manieren beherrscht und seinem Umfeld mit Achtsamkeit begegnet, öffnet sich Türen zu Kreisen, die ihm andernfalls verschlossen blieben. Es mag banal klingen, doch gehören dazu
-
Pünktlichkeit,
-
die Verwendung der Worte Bitte und Danke,
-
andere zu grüßen und sich zu verabschieden.
Auch bewusstes Zuhören ist eine Tugend und gibt nicht nur Kundenbeziehungen hohe Qualität. Es verleiht Respekt und Charisma – auch im privaten Umfeld. Höflichkeit gibt jedem Menschen die Chance, sich in eine Gesellschaft zu integrieren. Sie ist eine Tugend, die unabhängig von der Bildung oder von der sozialen Schicht erlernt und gepflegt werden kann.
Selbst wenn wir fühlen, dass wir aus einem völlig anderen Umfeld kommen oder uns in einer anderen gesellschaftlichen Schicht bewegen, können wir durch gute Manieren einen Ausgleich schaffen. In jedem Alter und unabhängig von der beruflichen Stellung kann man in Umgangs- und Verhaltensweisen anderen gegenüber investieren.
Ist es für Erwachsene zu spät, Höflichkeit zu erlernen?
Sicher nicht! Hier die wichtigsten vier Schritte:
Schritt 1: Sag Ja zum bewussten Wahrnehmen deiner Mitmenschen.
Schritt 2: Umgib dich mit höflichen Menschen und meide negative Zeitgenossen.
Schritt 3: Lerne. Besuche einen Kurs für Umgangsformen und Stil.
Schritt 4: Staune und genieße die neuen Kontakte und Chancen.
Persönliche Geschichten und Tipps zum Umgang mit kommunikativen Hürden gibt es in den monatlichen Rhetorik-Impulsen: Jetzt abonnieren.
Noch mehr dazu im neuen Buch Bei allem Respekt!: Jetzt bestellen.